Die Schulter ist ein anatomischer Bereich des Pferdes, welcher in wahnsinniger Wechselwirkung zu anderen Faktoren fungiert.
Allein die Umstände, welche die Schulter und ihre Beweglichkeit beeinflussen scheinen endlos. Da gibt es externe Faktoren wie den Hufbeschlag oder den Sattel, Trainingsfaktoren wie das
gleichmäßige Arbeiten beider Seiten oder anatomische Gegebenheiten, die meist erbbedingt vorhanden sind oder in jungen Jahren ausgeprägt werden.
Erschwerend kommt beim Pferd hinzu, dass die Schulter im Gegendatz zum Menschen, keine knöcherne Fixation besitzt, sondern rein muskulär gehalten wird.
Dies birgt einen großen Vorteil, der zum anderen aber auch die größte Schwäche ist. Das Pferd kann mit Hilfe der Schulter wahnsinnig schnell und leicht Probleme ausgleichen bzw. sich an
Gegebenheiten anpassen.
Sei es zum Beispiel nur durch einseitige Arbeit.
Dabei wird die Muskulatur einseitig um die Schulter herum stärker ausgeprägt, erschwerend kommt aber hinzu, dass sich die Schulter meist auf einer Seite absenkt, damit dem Pferd die
einseitige Arbeit leichter fällt.
Dies hat dann aber zur Folge, dass sich das Pferd auf der anderen Seite um so schwerer reiten lässt und somit das einseitige Reiten begünstigt. Dies wirkt sich in Zuge dessen aber natürlich
auch auf die Hufe auf. Das Pferd versucht trotz dieser Disbalance nach wie vor gleichmäßig abzurollen. Mit zwei unterschiedlich langen Beinen ist dies aber schwer umsetzbar. Dies kann entweder
zur Folge haben, dass das Pferd beginnt zu stolpern und sich im Fesselgelenk zur Stabilisation die Sesamoide (kleinere Knöchelchen am Fesselgelenk) verschieben oder, dass das Pferd bei beiden
Beinen unterschiedlich abrollt uns sich somit auch die Hufe unterschiedlich ablaufen. Dies bedeutet zum einen, dass ein Bein einen stärkeren Abrieb hat und zum anderen, dass sich „Plattfüße“
bilden.
Für den Sattel wiederum bedeutet eine derartige Fehlstellung, dass die Kammer auf einer Seite enger ist wie auf der anderen und im Zuge dessen der Sattel diagonal auf die andere Seite rutscht.
Der Sattel selbst ist aber auch ein wichtiger Faktor, der die Schulterbewegung entscheidend beeinflussen kann.
Ein atrophierter Trapezmuskel ist für viele bei einem unpassendem Sattel keinerlei Geheimnis. Vernachlässigt wird dabei jedoch, dass sich dabei auch die Schulterbewegung an sich ändert. In Folge
dessen fällt es dem Pferd nicht nur schwerer seine Beine zu heben, es verkürzt auch seine Schritte. Oft hilft dann selbst ein passender Sattel nicht dabei die Muskulatur gänzlich wieder
aufzutrainieren, da das Pferd durch die Veränderung der Schulterbewegung die Muskulatur schlicht nicht mehr so stark beansprucht wie vorher.
Doch in welchem Zusammenhang steht die Schulter mit den Hufen?
Dies lässt sich relativ leicht erklären:
Die Winkelung des Hufbeines sollte nahezu identisch zum Schulterwinkel sein.
Dies beudeutet im Umkehrschluss, dass sowohl der Huf die Schulter als auch umgekehrt beeinflusst. In diesem speziellen Fall bedeutet das, dass der Huf beginnt steiler zu wachsen und das Pferd
überspitzt formuliert auf „Stelzen“ läuft.
Hier noch ein weiteres Beispiel im Bezug auf den Schulterwinkel in Kombination mit dem Huf:
Ragt die Schulter zum Beispiel auf der einen Seite mehr von dem Widerrist nach außen, wird das Pferd das Bein mehr unter die Mitte setzen, um diese Asymetrie auszugleichen. Im Zuge dessen liegt
der Hauptabrieb am Huf links hinten und rechts vorne. Das Pferd läuft nun also diagonal über den Huf ab und nicht mehr gleichmäßig.
Dadurch bildet sich mit der Zeit links vorne eine Art Zehe, welche die Fehlstellung noch verschlimmert. Natürlich kann der Hufschmied dieser entgegenwirken und somit den Huf ein Stück weit
korrigieren. Wird das Ursprungsproblem an der Schulter aber nicht behoben wird es sich immer wieder entwickeln.
Ihr merkt also, dass gerade im Hinblick auf die Schulter ein Problem eine wahre Kettenreaktion auslösen kann und es niemals ausreicht lediglich ein Teil des Puzzels zu betrachten, sondern das
gesamte Bild.