Muss man dabei etwas beachten?
Fast jedes Mal, wenn ich auf ein Turnier fahre, sehe ich ein Pferd, das in einen Sprung kracht oder stürzt.
Aber auch auf der Koppel kommt es immer wieder zu so genannten "Koppelunfällen".
Was geht während bzw. nach dem Sturz im Pferd eigentlich vor sich?
Sollte man im Anschluss daran etwas beachten?
Betrachten wir z.B. mal objektiv einen Sturz während einer Springprüfung:
Der Reiter reitet mit dem Pferd auf das Hindernis zu. Das Pferd beginnt schon vor dem Absprung sich zu wehren und der Reiter schafft es, durch sein Geschick, dass das Pferd trotzdem vor dem Oxer abspringt.
Leider fehlt ihm jetzt der Schwung, weshalb der Sprung zu kurz wird. Das Pferd landet im Oxer. Augenscheinlich betrachtet läuft das Pferd danach "normal" weiter und beendet vielleicht sogar mit seinem Reiter den Parcours. "Kann doch gar nicht so schlimm gewesen sein" , denkt sich der Reiter und auch das Publikum ist beruhigt, da das Pferd den Rest des Parcours doch super gesprungen ist.
Leider vergessen die Meisten dabei, dass ein Pferd, um es gänzlich zu vereinfachen, ein Fluchttier ist.
Es liegt nämlich in der Natur des Pferdes lieber einen Parcours unter Schmerzen zu beenden, als Schwäche zu zeigen.
Würde es dies nämlich in seiner Herde tun, würde es schnell seinen Rang verlieren und deshalb möglicherweise weniger zu Essen bekommen, oder im Ernstfall zum Wohle der Herde verstoßen werden.
Allgemein kann man sagen, dass bei einem Sturz primär das Becken und die Schulter "in Mitleidenschaft" gezogen werden.
Dies liegt daran, dass die Schulter beim Pferd rein muskulär gehalten wird und somit sehr leicht "zusammengestaucht" wird und, dass das Pferd mit Hilfe von einer Rotation im Becken versucht den Sturz abzufangen.
Worauf sollte man also achten, nachdem man den Parcours beendet hat?
Am Besten sollte man am Abreiteplatz darauf achten, ob die Hinterbeine gleich weit unter das Pferd treten oder ob ein Bein kürzer tritt.
Natürlich hat man nicht immer jemanden auf dem Turnier dabei, weshalb es schwierig wird dies zu begutachten. Sollte man also das Gefühl haben, dass der Sturz doch nicht so ohne war, sollte man sein Pferd beim Putzen auf eine möglichst ebene Fläche stellen. Im Anschluss kann man die Hinterbeine seines Pferdes parallel stellen und das Hinterteil seines Vierbeiners betrachten. Oft fallen einem hierbei schon Schiefstellungen auf.
Bei Koppelunfällen ist man natürlich nicht immer live dabei, weshalb man einfach generell immer wieder das Untertreten seines Pferdes kontrollieren sollte.
Was passiert, wenn man es nicht beachtet bzw. nichts geändert wird?
Sowohl eine Schulter- , als auch eine Beckenschiefstellung haben über kurz oder lang direkte Auswirkung auf die Wirbelsäule. Nicht nur, dass durch die Fehlstellung allein das Pferd mehr Probleme hat alle Lektionen oder Sprünge fehlerfrei zu absolvieren, sondern es auch durch die Auswirkungen auf die einzelnen Wirbel zu massiven Problemen kommen kann sein Pferd auf die Hinterhand zu setzen oder einfach nur in eine Richtung zu stellen.
Es kommt nicht selten vor, dass Pferde bei engen Wendungen in der Halswirbelsäule blockieren oder, dass sie bei Lektionen wie z.B. Piaffe die Beine unterschiedlich hoch heben.
Ein einfacher Sturz beeinträchtigt über kurz oder lang nicht nur das Pferd an sich, sondern erschwert dem Reiter auch das korrekte bzw. fehlerfreie Reiten.
Wundert euch also beim nächsten Mal nicht, wenn euer Pferd auf einmal am nächsten Tag deutlich schlechter die Lektionen oder Sprünge absolviert, sondern fragt lieber mal beim Stallburschen oder Hofbesitzer nach, ob das Pferd vllt. in letzter Zeit mal auf der Koppel ausgerutscht ist.
Es muss selbstverständlich nicht jeder Sturz oder Ausrutscher gleich ein Problem auslösen, da die Pferde meist ja sehr stattlich gebaut und gut bemuskelt sind.
Aber es ist euch hoffentlich ein Anstoß beim nächsten Mal einen Ticken genauer hinzusehen.