Am Wochenende war ich mit auf einem Turnier und wie es typisch für die Jahreszeit ist war es brechend heiß. Natürlich war der bestbesuchte Platz die Pferdedusche.
Nach jedem Bewerb sind die Reiter mit ihren Pferden zum Wasser gegangen und haben erst einmal für Abkühlung gesorgt.
Doch ist es wirklich sinnvoll sein Pferd komplett zu duschen?
Muss man dabei etwas beachten?
Gibt es Phasen oder Situationen, in denen man es auf gar keinen Fall tun sollte?
Und was bewirkt das Abduschen eigentlich auf kurz oder lang im Pferd?
Natürlich will jeder seinem Pferd eine Abkühlung gönnen, wenn es erfolgreich den Parkour oder die Prüfung absolviert hat.
Das ist auch ganz verständlich. Sind wir bei der Hitze draußen und stoßen an unsere Grenzen, gibt es nichts, auf das wir uns mehr freuen, als die kalte Dusche danach. Beim Pferd hat das Duschen aber noch einen weiteren Vorteil:
Nach getaner Arbeit fängt das Pferd an seinen Körper mit Hilfe vom Schweis abzukühlen.
Dieser läuft aber nicht, wie wir es von dem ein oder anderen Menschen kennen, einfach herunter, sondern beginnt im Fell zu trocknen. Das Gefühl oder Problem, welches dabei entsteht, kennt jeder, wenn er aus dem Meer herauskommt und es leider keine Dusche am Strand gibt:
Es bilden sich Krusten, die mit der Zeit zu jucken anfangen.
Dies ist einer, der Gründe, warum man sein Pferd unbedingt waschen sollte.
Dabei sollte man aber den Zeitpunkt gut beachten.
Duscht man sein Pferd nämlich direkt nach dem Bewerb ab, wenn es sich selbst noch nicht abgekühlt hat, geht es dem Pferd so wie den Fußballspielern, die ihre Köpfe während dem Spiel ins Wasser tauchen. Zu Beginn ist es absolut klasse und man fühlt sich gleich abgekühlt. Doch ist der Kopf einmal trocken, ist einem gleich viel heißer als davor und die einzige Abhilfe ist erneutes Wassertunken.
Pferde hingegen werden meist nur einmal abgespritzt und können sich dann, wenn das Fell auf Grund der Hitze trocken ist nicht wieder abkühlen.
Das sofortige Duschen verzögert also eigentlich nur den "Ich erschwitze gleich"-Prozess. Beim Pferd kommt natürlich noch hinzu, dass sich dann die Schweiskrusten leider verspätet doch noch bilden.
Im Inneren des Pferdekörpers ist das Pferd nämlich kurz nach dem Bewerb immer noch auf " Betriebstemperatur" und noch lange nicht "heruntergefahren". Durch das Duschen hat das Pferd dann das Gefühl, als würde es urplötzlich ganz kalt und versucht körperlich gegen diese Kälte zu arbeiten, um nicht auszukühlen. Es weiß ja nicht, dass es nach der Dusche gleich wieder richtig heiß wird.
Es ist also ganz wichtig, dass man nach dem Bewerb genug Zeit verstreichen lässt, damit sich das Pferd erst selbst abkühlt. Erst danach ist eine Dusche sinnvoll und hilft dem Pferd.
Aber was macht man, wenn das Pferd gleich noch einmal starten muss?
Dann ist von einer kompletten Dusche auf jeden Fall abzuraten. Kälteanwendungen sind zwar super für die Regeneration des Muskels, aber es hat fatale Auswirkungen darauf, wenn der Muskel gleich noch einmal Höchsleistungen abrufen soll.
Man kann es sich wie folgt erklären:
Damit ein Muskel ideal arbeiten kann, ohne Verletzungen zu bekommen, muss er aufgewärmt sein. Das ist beim Menschen wie beim Pferd gleich: Der Muskel muss gut durchblutet sein.
Man kennt es vllt. sogar selbst: Als Kind hat man den Trainer und die Eltern noch belächelt, wenn es hieß, dass man sich gut aufwärmen soll. Doch spätestens, wenn man dann mal unaufgewärmt voll auf den Ball gedroschen hat, hatte man das Gefühl nie wieder laufen zu können.
Befindet sich die Muskulatur eines Pferdes also gerade auf Betriebstemperatur und man kühlt sie dann rasant ab, ziehen sich die Gefäße zusammen und die Muskulatur macht "dicht" . Es beginnt die Regeneration und die Pause. Jeder will nach der Dusche nach dem Sport einfach liegen und ich glaube, wenn dann jemand sagt: ach komm laufen wir noch einmal eine Runde, würden wir ihm den Vogel zeigen. Denn die Muskulatur bekommt man ,nachdem sie sich zusammengezogen hat, nur sehr schwer wieder auf Betriebstemperatur. Zusätzlich fördert diese Wechselwirkung auch Muskelverletzungen.
Sollte man sein Pferd dann lieber bis zum bitteren Ende schwitzen lassen?
Nein, das kann natürlich auch nicht die Lösung sein.
Gerade, wenn es nach kurzer Pause, wie z.B. vor einem Stechen, gleich wieder weiter gehen soll und das Pferd trotz Hitze noch einen Ticken besser laufen sollte, kann man sich die Anatomie und Physik super zu Hilfe nehmen. Anatomisch betrachtet befinden sich nämlich unterhalb vom Sprung- und Karpalgelenk beim Pferd kaum mehr Muskeln, sondern hauptsächlich Sehnen. Das bedeutet, dass in diesem Bereich eine Abkühlung keine Gefahr für die Muskulatur bzw. die Leistungsbereitschaft des Pferdes darstellt. Und zumindest für mich gibt es im Sommer fast keine bessere Abkühlung, als meine Füße in kaltes Wasser zu größeren Physikalisch hat es aber noch einen viel größeren Vorteil:
Durch das Zusammenziehen auf Grund der Kälte wird die Maximalkraft quasi sofort wiederhergestellt, da sich die dafür nötigen Stoffe sofort wieder einlagern. Zusätzlich regt die Wechselwirkung der kalten Füße zum warmen Körper des Pferdes den Kreislauf an. Dadurch wird die Muskulatur wieder stärker durchblutet, was für kommende Bewerbe und schnelle Bewegungen bei Hitze nur vom Vorteil sein kann.
Ihr seht also, dass das komplette Abduschen der Pferde nur am Ende eines Bewerbes oder Tages ideal ist und zwischendurch ein Teilabspritzen viel mehr Sinn macht. Denn es kühlt ab und hält die Pferde fit.