Fast jeder von uns besitzt Einen und fast jeder von uns hat ihn schon von mindestens einem Sattler abändern lassen: Den Sattel.
Ich habe oft das Gefühl, dass gerade dieser Ausrüstungsteil des Pferdes die Reiter fast in den Wahnsinn treibt.
Ich möchte euch an Hand von einem Beispiel zeigen, wie es leider oft einhergeht, wenn der Sattel nicht passt.
Man lässt seinen Therapeuten kommen, weil man das Gefühl hat, dass das Pferd nicht mehr so gelöst geht und schnell wird klar, dass die Verspannungen
am Rücken vom Sattel ausgehen.
Gut denkt man sich - ist ja kein Problem. Schnell wird der Sattler angerufen und der Sattel wird umgeändert.
Doch, man muss fast schon leider sagen, kommt der Therapeut kurzer Zeit später zur Nachbehandlung und will natürlich den Sattel überprüfen.
Nach kurzer Betrachtung meint der Therapeut, dass es ja kein Wunder sei, dass die Blockaden im Rücken noch vorhanden sind. Der Sattel passt ja immer noch nicht und man solle doch bitte einmal einen anderen Sattler darüber schauen lassen bzw. der Sattler soll doch bitte wieder kommen und nachbessern.
Spätestens jetzt ist man als Reiter schon verzweifelt.
Der Therapeut erklärt einem oft nicht ausführlich genug, warum der Sattel nicht passt, und der Sattler hatte doch augenscheinlich beim Umpolstern
gute Arbeit geleistet.
Aber was soll man tun?
Umpolstern ist schließlich nicht gerade günstig und der Therapeut auch nicht.
Vorsichtshalber ruft man dann lieber noch einmal den Sattler an und schildert ihm die Situation.
Erleichtert fährt der Reiter dann ein paar Tage später wieder zum Pferd, um (glücklicherweise) den Sattel auf Kulanz noch einmal begutachten zu
lassen.
Jetzt beginnt leider oft die Zwickmühle:
Der Sattler schaut sich den Sattel an und meint, dass er von seiner Arbeit völlig überzeugt ist und den Sattel jederzeit wieder so anpassen würde.
Oft erklärt er dann auch noch kurz, warum der Sattel so passt und meint, dass er ja auch offensichtlich super im Schwerpunkt liegt.
Spätestens als der Sattler dann wieder weg ist, schwirren einem mehrere Fragen durch den Kopf:
Wer hat nun recht, der Therapeut oder der Sattler?
Hat der Therapeut vielleicht einfach das Problem nicht lösen können und es auf den Sattel geschoben?
Soll ich einen anderen Therapeuten oder lieber einen anderen Sattler noch einmal zu meinem Pferd kommen lassen?
Oft hat man dann als Reiter auch mal das Bedürfnis den Sattel ganz wegzulassen oder bei nötigem Kleingeld gleich einen neuen zu kaufen.
Doch was genau ist so schwierig an einem passenden Sattel?
Und warum entsteht genau bei der Sattelfrage immer so ein Clinch zwischen Therapeut und Sattler?
Prinzipiell klingt alles recht einfach:
Der Sattel sollte schön im Schwerpunkt liegen, er darf nicht zu lang sein und er sollte der Schulter genug Freiheit lassen bzw. sie in ihrer
Bewegung nicht einschränken.
Doch warum entsteht genau dabei dann so ein großes Problem?
Vereinfacht gesagt wird bei der Ausbildung von Therapeuten nicht zu großer Wert auf das richtige Verständnis vom Sattel gelegt. Es wird lediglich gezeigt, wie man erkennt, ob der Schwerpunkt
passt und ob ein Sattel passt. Vielleicht wird die Kammer noch kontrolliert bzw. die Wirbelsäulenfreiheit überprüft. Alles darüber hinaus liegt dann leider oft im Spekulationsrahmen des
Therapeuten. Dies ist auch gar nicht negativ gegenüber der Ausbildung gemeint. Diese sind oft schon derart umfangreich und der Hauptschwerpunkt liegt natürlich auch beim Pferd und dessen
Problemen und nicht beim Equipment.
Es gibt aber auch andere Beispiele und mehrere Therapeuten, die sehr wohl etwas von der Sattelkontrolle verstehen.
Ich würde deshalb etwas anderes als das Hauptproblem sehen:
Das Hauptaugenmerk des Therapeuten ist natürlich das Pferd und das Hauptaugenmerk des Sattlers ist der Reiter. Damit meine ich, dass der Therapeut fast ausschließlich darauf achtet, dass der
Sattel für das Pferd ideal liegt. Er sollte dem Pferd nirgendwo drücken bzw. wehtun.
Der Sattler wiederum schaut natürlich, dass der Sattel für das Pferd geeignet ist, und hat dann aber sein Hauptaugenmerk darauf, dass der
Reiter ideal im Sattel sitzt.
Beide Ansätze haben natürlich Berechtigung. Jedoch sollte eigentlich sowohl der Sattler als auch der Therapeut auf beides achten.
Es bringt sowohl dem Reiter als auch dem Pferd nichts, wenn der Sattel super im Schwerpunkt liegt und der Besitzer super im Sattel sitzt, dabei aber die Rückenmuskulatur bzw. die Schultermuskulatur weggedrückt wird.
Auch andersrum ist es keine Lösung, wenn der Sattel perfekt auf das Pferd passt, der Besitzer aber mit dem Sattel das Pferd nicht mehr
unter Kontrolle hat.
Ich sehe oft, dass gerade der Trapezmuskel Aufgrund des Sattels weggedrückt wurde und das Pferd deshalb die Vorhand nicht mehr raumgreifend bewegen kann bzw. die Schulter in ihrer
Bewegung durch den Sattel sehr stark eingeschränkt ist.
Gerade in solchen Fällen schaut es beim Betrachten des Sattels so aus, als würde er passen und erst bei genauerem Hinsehen merkt man, dass er so gar nicht passt und genau deshalb die Probleme des
Pferdes entstanden sind.
Es ist also sowohl als Therapeut als auch als Sattler wichtig, dass man sowohl die eine als auch die andere Sicht berücksichtigt.
Deshalb sollte der Therapeut auch genau erklären, warum und wo der Sattel nicht passt oder eben, wenn er sich nicht so gut auskennt, lieber auf die
entstandenen Probleme verweisen und nicht Spekulationen äußern.
Der Sattler wiederum sollte den Sattel fast immer vor Ort anpassen (außer bei nur warmverstellbaren Kammern oder wenn die Füllung getauscht werden muss- doch selbst dann sollten die
Feinheiten vor Ort erfolgen) und nach dem Anpassen auch unbedingt den Reiter probereiten lassen. Denn jeder Reiter selbst hat seinen eigenen Schwerpunkt. Jeder sitzt einfach anders. Dies
wirkt sich natürlich auch auf den Schwerpunkt des Sattels und eben auch auf die Polsterung aus. Es kann also gut möglich sein, dass der Sattel nach dem Vorreiten noch einmal leicht abgeändert
werden muss, um den Schwerpunkt des Reiter noch mitzuberücksichtigen.
So einfach das Anpassen eines Sattels klingen und scheinen mag, so umfangreich ist es bzw. sollte es eigentlich sein.
Es braucht auch nicht jedes Pferd sofort einen neuen oder sogar einen Maßsattel, es ist einfach nur wichtig, dass alles berücksichtigt wird bzw. wurde.
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